wüste.
Mache Dir die Leere zunutze, sie ist Dein Freund. Wenn Du diese Leere spürst und nicht weißt, wohin, wenn es Dich dahin zieht und dorthin und nirgendwohin, dann bleib genau dort, wo Du bist. Mitten in diese Leere, inmitten dieser Wüste, setze Dich auf den Boden und lass die Leere dieser Wüste Dich lehren.
Du weißt, dass alles aus dem „Nichts“ erschaffen wird und so jedes Wort, jeder Gedanke. Gib‘ der Leere die Ehre: Sie ist der Meister, der den Schüler unterweist. Und dem Meister müssen Schüler folgen, das bedeutet, aus der Leere muss etwas entstehen. Immer. Das ist das Gesetz der ewigen Neugeburt. Das ist der Kreis. Es ist also die Leere, die Dich zum Schöpfer macht. Zum Schöpfer Deines Tempels – wenn Du es denn willst.
Und so wird dort in der Wüste, in der Leere, wo Du Dich eben noch niedergelassen hast, bald ein Gedanke, eine Idee, eine Pflanze sprießen. Eine Wolke wird aufziehen und auf diese Pflanze niederregnen und eine weitere wird gedeihen und bald viele. Eine kleine Oase um Dich herum von keimenden Hoffnungen entsteht, ein Garten bald, ehe Du Dich versiehst. Und Du kannst aufstehen von Deinem Platz und umherlaufen und betrachten, was Du erschaffen hast. Doch diejenigen, welche die „Leere vor dem Beginn“ fürchten, werden nie etwas finden. Wer nicht in die „Leere“ vertraut, kann keine Kinder haben.
(Aus: Fragen an die Stille. Sprachlichter Verlag)